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Deutsches Image in Afrika

  • Autorenbild: Alina Kraft
    Alina Kraft
  • 28. Okt. 2023
  • 4 Min. Lesezeit

Nachdem wir eine ganze Weile im Senegal reisten, ging es weiter nach Guinea.

Vom Norden in den Süden gibt es eine Hauptstraße, welche an einigen Stellen gut asphaltiert wurde. Zum größten Teil besteht sie jedoch aus Dreckwegen durch den Dschungel und aus ausgefranstem, altem Asphalt mit sehr vielen tiefen Schlaglöchern. Wir kommen nur sehr langsam auf dieser Hauptstraße voran. An Fahrtagen schaffen wir gerade gerade einmal 150 km. Aber das war nicht schlimm, denn landschaftlich ist Guinea ein absolutes Highlight der Reise!


Der Dschungel ist hier noch dichter, die Bäume noch höher und das Dschungelorchester lauter. Klippen und Felsen ragen aus dem Boden, die Straßen führen über Berge und erlauben weite Aussichten über grüne Täler und umliegende Berge. Guinea ist ein sehr wasserreiches Land, in welchem die wichtigsten Flüsse Westafrikas entspringen. Atemberaubende Wasserfälle und viele Flüsse durchziehen dieses regenreiche, wunderschöne Land.

Die Menschen begrüßen uns mit einem Lächeln, winken uns zu und Kinder kommen lautstark schreiend auf uns zugerannt. Sie schreien wild durcheinander “Toubab”, was weißer Mann bedeutet und wollen manchmal Essen und Geld, uns anschauen und anfassen. Max wurde von einem kleinen Mädchen am Arm angeleckt… vielleicht schmeckt er ja anders… Aber nicht nur Kinder zeigen Interesse. Ich fühle mich oft wie ein Tier im Zoo, wenn ich Frühstück mache und 20 bis 30 Frauen einige Meter vor dem Auto stehen bleiben und jeden Handgriff beobachten. Sie mustern mich von oben bis unten, schauen sich unser Auto an und gucken zu, wie wir zusammenpacken oder einfach nur sitzen… Stundenlang!


Täglich passieren wir ungefähr 20 Polizei-Stops, bei denen wir anhalten und uns vorstellen müssen. Meistens fragen die Beamten freundlich wohin wir fahren, wollen einige Dokumente sehen und winken uns weiter. Oft fordern sie unterschiedlich penetrant Geld oder Geschenke, welche wir ablehnen und meist freundlich weiter gewunken werden.

Bis Jetzt.


Hier in Guinea hatten wir unsere bisher schlimmste Erfahrung mit der Polizei. Ich saß am Steuer und sah schon am grimmigen Blick der Polizistin, dass diese Kontrolle nicht so einfach werden würde. Ich begrüßte sie nett, sie schaute ernst ins Auto und redete auf französisch, zeigte dabei immer wieder auf mich und auf Max und auf das Auto. Vermutlich hatte sie ein Problem damit, dass ich als Frau am Steuer saß. Sie holte ihre beiden Kollegen, welche auch nicht gerade friedlich schauten und sie fingen an alle möglichen Dokumente abzufragen. Nach und nach zeigten wir Versicherungskarten, Fahrzeugpapiere… Meinen Führerschein bekam ich nicht zurück. Er landete in der Hosentasche ihres Kollegen. Später verstand ich dann wieso - als Druckmittel, damit wir zahlten. Als alle Dokumente kontrolliert waren, fragte sie streng nach Warndreiecken, Feuerlöscher usw. Ich stieg aus, zeigte ihr alles und ihr Blick fiel auf meine Füße. Meine Schuhe seien unzulässig gewesen. In einem Land, in welchem ich noch keinen Menschen mit festen Schuhen gesehen hatte, wo jeder billige Schlappen aus China trug, waren meine Sandaletten jetzt das Problem. Sie wurde immer hysterischer und lauter. Sie schrie uns auf französisch an und machte sich nicht die Mühe über den Übersetzer etwas zu erklären. Sie tippte auf mein Handy 500.000 GF (62 Euro) - und hielt es mir vors Gesicht. Dafür, dass ich mein Führerschein wiederbekomme und weiterfahren durfte. Ich zahl doch hier keine 62 Euro! Das ist in Guinea ein Monatseinkommen! Ich bot ihr 5 Euro und eine Cola, was sie noch hysterischer werden ließ (ups) und hielt dann erstmal die Klappe. Also abwarten und aussitzen. Sie ignorierten uns und wir sie.

Zeit verging. Ein weiteres Auto wurde angehalten, die 6 Männer stiegen aus und versuchten uns zu helfen, als ich von der Forderung der Polistin erzählte. Sie erklärten uns, dass wir sie bezahlen müssen, sonst werden wir verhaftet. “Thats the System!” sagte einer zu mir. Sie verhandelten lange und einigten sich irgendwann auf 25 Euro. Ich war wütend. Über diese Korruption, über die Hilflosigkeit an dem Polizeistop und die Art und Weise wie sie uns behandelten.

Wir fahren seitdem mit einem unguten Gefühl weiter, aus Angst vor noch einer solchen Kontrolle.


Die Hauptstadt Guineas ist Conakry- eine 70 km lange, schmale Stadt auf einer Halbinsel. Sie gilt als übelste Stadt Afrikas, was den Verkehr angeht und wir hatten so großen Respekt, dass wir 5 Uhr morgens losfuhren, um so gut wir möglich reinzukommen. Die Straße war super gut, nur wurden die Spuren nicht so ernst genommen. Autos fuhren auf der entgegengesetzten Spur und fuhren damit auch entgegengesetzt in Kreisel und wundern sich dann, dass es sich staut… keine Worte.

Conakry selbst fand ich sehr trubelig und laut, wie jede Stadt Afrikas… Wie in jeder großen Stadt sind die Gegensätze hier am krassesten. Männer in schicken Anzügen mit gleich 2 den neusten iPhones in der Hand, die in ihren Nobelwagen steigen - daneben bettelnde Frauen und Kinder, die auf der Straße Taschentücher verkaufen.

Aber wieso betteln sie mich an und nicht den Mann mit der Rolex, der neben mit steht? Woher kommt dieses Bild, dass alle Europäer und vor allem Deutsche im Geld schwimmen? Jeder und wirklich JEDER, der uns fragt woher wir kommen bezeugt, dass er auch auf jeden Fall nach Deutschland möchte. Nicht nach Italien, nach Spanien oder Norwegen. Deutschland muss es sein. Ein Polizist schwärmte von Deutschland und stellte sich laut vor, wie er mit den anderen Menschen auf der Straße tanzen würde und mit Geld um sich schmeißt. Ich fing laut an zu lachen. Zu absurd sind die ganzen Vorstellungen! Das Fußballteam von RB Leipzig kennt übrigens jeder Polizist besser als Max und ich.


In einer Stadt rief ein Mann “Wait, white Dollar” hinterher. Uff er meint mich dachte ich. Ich drehte mich um und fragte wie er das meint. Er hätte gerne meinen schicken Lifestyle meinte er. Ich zeigte ihm unser Auto, welches für ihn wahrscheinlich einfach nur ne alte Karre ist und erzählte, dass ich seit 6 Monaten im Auto wohne und koche, weil Hotels zu teuer sind. Er lachte und glaubte mir nicht. So würde ja kein Deutscher hausen… Und dass man in Deutschland viel arbeiten muss, um eine Reise zu finanzieren war ihm auch neu.


Immer wieder stoßen wir auf solche Vorstellungen. Deutschland ist das Paradies in den Köpfen der meisten Menschen unserer bisher bereisten Länder.

Reichtum bei wenig Arbeit, viele Häuser und tanzend auf der Straße - voll deutsch oder?


 
 
 

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