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Von Kamerun nach Angola

  • Autorenbild: Alina Kraft
    Alina Kraft
  • 16. Jan. 2024
  • 5 Min. Lesezeit

Kamerun und die Kongos durchquerten wir relativ zügig. Die Regenzeit machte uns das campen nicht gerade einfach, zu dicht war der Dschungel und die Nächte waren meist nass. Dennoch waren auch die 3 Länder eine super krasse Erfahrung! Morgens durch den nebligen Regenwald zu fahren, Gorilla und andere Affenarten in freier Wildbahn zu sehen und die verschiedenen Kulturen zu erleben war trotz unseres schnellen Reisetempos unvergesslich! Vor allem die hüglige und grüne Landschaft in Kongo Brazzaville hatte es uns angetan und wir erlebten wunderschöne Sonnenuntergänge und Streckenabschnitte.




Auch die Straßen hätten unterschiedlicher nicht sein können. Wir starteten in Kamerun mit den schwierigsten Offroad-Passagen unserer bisherigen Reise, mussten dann feststellen, dass unser Rahmen die ganze Prozedur leider nicht so gut verkraftet hatte und versuchten in der Hauptstatt Jaunde die gröbsten Schäden schweißen zu lassen. Leider waren die Arbeiten super schlecht und die Schweißnähte rissen nach wenigen Kilometern. Wir setzten unsere Reise dennoch fort und pokerten, dass die Perle so bis nach Angola durchhalten würde. Tage in Autowerkstätten sind hier sowieso ein Krampf! 5 Schrauben raus, 3 wieder rein, die Gummibuchse wird sich eingesteckt und der erste Mechaniker geht und 30 min später kommt mal der Nächste vorbei und pfuscht weiter… Nervenaufreibend, wenn man bedenkt, dass das Auto hier unser Ein und Alles ist!


In Kongo Brazzaville (der kleine Kongo) erwarteten uns zu unserer Überraschung die besten Straßen überhaupt! Ich würde die eher als Highways bezeichnen! Die Chinesen haben auch hier bleibenden Eindruck hinterlassen. Nahezu alle guten Straßen auf unserer Route wurden gebaut, um Rohstoffe abzubauen und nach China zu exportieren. Viele Schilder und Wegweiser zeigen ausschließlich chinesische Schriftzeichen und sind somit nicht einmal für die Einheimischen lesbar. Chinesische Bauleiter leiten die Einheimischen Arbeiter an, was zu tun ist und die LKW´s fahren auf diesen Straßen rauf und runter. Die Menschen, sogar Erwachsene, bezeichneten uns öfter als “Chinois” , und Kinder äfften die chinesische Sprache nach, wenn sie uns sahen.

Die Erwartungen an uns als “Weiße” waren sowohl in Kamerun, als auch im Kongo hoch. Erwachsene und Kinder liefen zu unseren Autos, schreiend und streckten ihre Hände aus, für Geld oder andere Geschenke. Sogar Polizisten bettelten nach Geld oder forderten es regelrecht ein.

Die hohen Erwartungen entstanden durch Geschenke von Europäern und sind der Grund für die Enttäuschung, wenn wir nichts für die Menschen hier haben. Auf der Reise lernten wir, dass daher gerade nicht gut ist als Weißer mit der Bonbon-Tüte herumzulaufen und Dinge zu verschenken. Wenn wir etwas übrig haben oder Spenden möchten, stellen wir es so auf die Straße oder in die Nähe eines Dorfes, damit es gefunden wird - ohne eine Verbindung zu uns.

In einigen Situartionen verwandelte sich die große Enttäuschung der Kinder in Aggressionen gegen uns.

Sie beschmissen unser Auto mit Steinen und schrieen “Ballon”, weil irgendjemand vor langer Zeit mal einen Luftballon verschenkt hatte.



Nachdem wir nun relativ zügig Kamerun, den kleinen und den großen Kongo durchquert hatten sind, und viel Zeit an Grenzen und Polizeistops verbrachten, erreichten wir endlich Angola! Der Meilenstein, ab welchem unsere Reise einfacher werden wird! Erstes brauchten wir nicht mehr für jedes Land ein anderes teures Visum inklusive verschiedensten Dokumenten zur Beantragung. Und Zweitens sind wir nicht mehr im Regenwald unterwegs- bedeutet, wir müssen nicht mehr jeden Tag unser Dachzelt samt Matratze trocken bekommen und uns mit den tausenden Moskitos rumplagen.


Angola ist neben Mauretanien das am wenigsten eng besiedelte Land, wodurch wir Plätze fanden, an denen wir in alle Richtungen unfassbar weit gucken konnten, ohne irgendjemanden zu sehen. Die felsige und bergige Landschaft erlaubt weite Aussichten und ist super abwechslungsreich.

Wir fuhren zur Küste in die Hauptstadt Luanda. Luanda ist die teuerste Stadt weltweit gemessen an den Lebensunterhaltungskosten und löste damit Hongkong ab. Verrückt oder? Das macht die Stadt zu einem Ort krasser sozialer Gegensätze. Angolas Superreiche cruisen hier mit ihren schwarzen Geländewagen durch die Stadt, bei denen uns die Augen aus dem Kopf fallen, während ein Sprachlehrer für knapp 800 Euro im Monat unterrichtet. Schuld daran sind die riesiegen Ölvorräte des Landes, welche nur wenigen Menschen nutzen und die Kluft immer weiter vergrößern. Die Strandpromenade strotzt von riesigen Glas-Stahl-Beton türmen, welche weitestgehend von chinesischen Baufirmen realisiert wurden. Ich selbst wurde hier seit längerem wieder damit konfrontiert, was arm und reich sein bedeutet. Im Gegensatz zu den Menschen in den kleinen Dörfern aus selbstgebauten Hütten, welche in ihrer Gemeinde leben und sich unterstützen, schaut hier in Luanda ein kleiner Junge mit zerrissenen Tshirt, ohne Hose und ohne Schuhe durch einen Zaun einer Privatschule, in welche Kinder mit strahlend weißen Schuluniformen von ihren Eltern im Ferrari vorgefahren werden. Er hat den Gegensatz vor Augen und für mich werden die lachenenden Kinder in den Lehmhütten gerade viel reicher.




Die Lebensmittel in den Supermärkten sind größtenteils teurer als in Deutschland und ich frage mich wie die “normalen Menschen” Angolas hier überhaupt überleben?

In Luanda trafen wir auf eine Gruppe, die ich den Superreichen zuordnen würde. Den Toyota Club, welcher gemeinsame Ausfahrten an Wochenenden organisiert um der versmoggten Stadt zu entfliehen. Wir durften trotz unseres Nissan teilnehmen (das mit Abstand schlechteste und älteste Auto in der Runde). Eine Familie sprach mit ihren Kindern englisch und ich fragte, wieso sie nicht portugiesisch sprechen würden, denn das ist in Angola die Amtssprache und somit auch die Sprache in den Schulen. Die Mutti antwortete: Sie wolle nicht, dass ihre Kinder Kontakt zu den Einheimischen haben, daher würden sie eine englische Privatschule besuchen und haben aufgrund dieser Sprachbarriere gar nicht die Möglichkeit Kontakte zu knüpfen.

Das klingt alles ganz schön absurd oder? So leben in Luanda diese zwei Welten, nebeneinander und doch in unterschiedlichen Sphären.

Dennoch verbrachten wir ein schönes Wochenende am Strand und knüpften Kontakte, welche uns später noch den Arsch retteten!

Außerhalb von Luanda erlebten wir dann Angola. Und wir lieben Angola! Jeden Tag schliefen wir an Plätzen, welche wir uns nicht hätten erträumen können! Ob gigantische Wasserfälle, Felsen mit rundumblick auf grüne Wälder, rote Canyons am Strand oder an einer Steilküste an einem Leuchtturm. Jeder Streckenabschnitt war anders und vor allem anders schön!



Mitten im Nirgendwo hatten wir dann unsere erste Panne mit der Perle. Ein lauter Knall im Motorraum gefolgt von schwarzen und weißem Rauch aus dem Auspuff. Bei höheren Drehzahlen passierte gar nichts mehr und es stank. Fuck. Irgendwie schafften wir es noch ins nächste Dorf und telefonieren mit Freunden aus der Heimat, die mehr Ahnung haben als wir. Und jetzt kommst: Ein Typ aus dieser Community in Luanda sah meine Story auf Instagram, schrieb mir und fachsimpelte mit uns rum um das Problem zu finden. Er organisierte von Dubai aus (da war er gerade im Urlaub) das passenden Teil in der Hauptstadt Luanda, um es mit dem Bus 700km zu uns runter zu schicken und organisierte dazu eine Werksatt die es einbaute… Unglaublich! Haben wollte er dafür nichts und für uns bedeutete diese Aktion gerade die Welt! Keine Ahnung, was wir sonst gemacht hätten. Wir sind so unglaublich Dankbar über die Hilfsbereitschaft, die wir auf unserer Reise erfahren!



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