Namibia - Träume werden wahr
- Alina Kraft
- 31. Jan. 2024
- 5 Min. Lesezeit
Wir sind in Namibia… Was für ein krasses Gefühl! Namibia ist unser persönliches Reiseziel gewesen, von welchem wir noch in Marokko niemals gedacht hätten, dass wir mit der Perle wirklich hier hin kommen. (Vor allem, als die ersten Löcher im Rahmen auffielen…)
Unser erstes und größtes Highlight in Namibia ist der Etosha Nationalpark im Nordosten. Der Park ist halb so groß wie die Schweiz und aufgrund der hohen Tierdichte sind Sichtungen quasi vorprogrammiert.
Am Gate wurden uns die Regeln erklärt: Nicht aussteigen, Tempolimit 60, kein Müll rumwerfen. Keine Ahnung, wer bei diesen Wellblechpisten hier an die 60 km/h kommt. - das ist pure Folter!
Dann ging es auch schon los - auf unsere eigene Safari in Namibia, auf welcher wir selbst entscheiden wo wir hin fahren und wie lange wir uns die Tiere anschauen. Es war gigantisch!
Wir sahen Herden von Zebras, Gnus und unzählige Antilopen zusammen auf einer geblümten Wiese um ein Wasserloch stehen und trinken, wie in Fantasiewelt. Elefanten, die bei weitem unser Auto überragen standen direkt neben uns und schauten uns an. Manchmal war es uns nicht so ganz geheuer aber es war auch der Nervenkitzel, der es so abenteuerlich machte.

Habt ihr schon mal Giraffen trinken sehen? Weil der Hals zu kurz ist, stellen sie sich möglichst breitbeinig an die Wasserkante, lehnen sich dabei nach hinten und beugen ihre Vorderbeine. Es sieht absolut unpraktisch und unbequem aus und ich frag mich, wie sie das durchgesetzt haben soll. Innerhalb von 2 Tagen durchquerten wir die knapp 200 km durch den Nationalpark. Der größte Schreckmoment war wohl das riesige Nashorn, welches auf einmal neben uns stand und einen Satz auf uns zu machte. Wir wollten abhauen und der Motor heulte auf, woraufhin sich auch das Nashorn erschreckte und wir alle flüchteten.
Am Zweiten Morgen waren wir genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort und durften etwas miterleben, was wir so nie wieder sehen werden: Wir fuhren zum ersten Wasserloch und sahen 2 braune Tiere durchs Gras streifen. 2 Löwinnen! Wir hielten an und machten den Motor aus. Sie gingen ganz fokussiert so dicht am Auto vorbei, dass wir sie wahrscheinlich hätten anfassen können. Eine schaute mir kurz in die Augen, drehte sich weg und folgte der anderen Löwin. Krasser Moment! Was für bullige, muskulöse und so elegante Tiere. Sie schienen fokussiert und wir folgten ihnen (im Auto- versteht sich) und warteten eine ganze Weile ab.
Sie arbeiteten beide als perfekt eingespieltesTeam. Die eine Löwin wies die andere an. Sie witterten irgendetwas, warteten und duckten sich immer wieder. Sie verhielten sich super ruhig und sahen manchmal aus wie Felsen im Gras. Langsam pirschten sie sich weiter - standen synchron auf, schlichen 3 Schritte nach vorn und duckten sich für eine Weile hinter einem der Büsche. Als ein Baum ihnen die Sicht versperrte, ging eine Löwin rechts und die andere links herum und wie verabredet legten sie sich synchron hin und schlichen weiter. Jetzt sah ich ihre Beute. Ein einzelnes Zebra stand still am Waldrand. Es starrte in die Richtung der Löwinnen, graste dann aber weiter. Ich fragte mich, ob es wusste, dass es gejagt wird und realisiert, dass es sowieso keine Chance mehr hatte. Die Löwinnen beobachteten das Zebra gut und waren inzwischen super nah. Als ich dachte, dass sie jetzt zuschlagen würden, rannte eine Wildkatze zwischen Löwen und Zebra und das Zebra erschreckte sich und rannte in den Wald. Wie abgesprochen teilten sich die Löwinnen auf und alles passierte ganz schnell – eine verfolgte das Zebra und die andere die Raubkatze, welche in der Nähe unseres Autos von der Löwin gefangen und auf den Rücken gedreht -
aber nicht getötet wurde. Als hätte die Löwin die Raubkatze nur ausgemeckert, dass sie den Jagtprozess gestört hatte. Und aus dem Wald hörten wir im selben Moment die Schreie des gerissenen Zebras… Mit angehaltener Luft saßen wir im Auto, niemand sagte ein Wort und wir waren geschockt und vor allem fasziniert über das, was wir gerade hautnah miterlebt haben.
Nach diesem Erlebnis machten wir uns daran Namibia zu erkunden und das Land hielt einiges für uns bereit!
Der Brandenberg ist das größte Bergmassiv Namibias und besitzt den Namen aufgrund seiner roten Farbe in der Abendsonne, welche den Eindruck erweckt, als würde er brennen. Das hat mir zumindest der Guide erzählt, der mir in diesem Massiv über 5000 Jahre alte Höhlenmalereien zeigte. Die Nomadenstämme mischten bestimmte Pflanzen mit Blut und Alkohol und hielten ihre traditionellen Tänze,Medizinische Rituale, sowie Tiere der Region fest, um nachfolgende Stämme über die Nahrungs- und Wasserknappheit zu informieren.
Wir fuhren tagelang über schlechte Schotterstraßen durch Steppenlandschaften und durch ausgetrocknete Flussbetten und begegneten dabei einer der seltenen Familien Savanenelefanten, Antilopen und vielen verschiedenen bunten Vögeln. Wir staunen über die unendlichen Weiten dieser Landschaft und werden jeden Tag aufs neue von einem noch intensiveren Sonnenuntergang überrascht, welche alle erdenklichen Farben in den Himmel zaubert.

Einer unserer schönsten Schlafplätze ist der Messumkrater Namibias- mit einem Durchmesser von 20 km ist dieser Vulkankrater einfach gigantisch und obwohl wir auf einen Berg in der Mitte des Kraters kletterten, konnten wir ringsum kein Ende sehen. In dem rotbraunen steinigen Boden wachsen nahezu keine Pflanzen. Die einzige Überlebenskünstlerin ist die extrem seltene Welwitschia, deren Exemplare bis zu 1500 Jahre alt sein könnten. Wir begegneten 2 Tage lang keinem einzigen Menschen, schlossen abends unsere Augen und hörten wirklich NICHTS. An unserem ruhigsten, abgelegensten und lebensfeindlichsten Ort der Reise.

Ein ziemlicher Kulturschock war dagegen die nächste Stadt. - Swakopmund. Als erstes fielen die Straßennamen auf - Hafenstraße, Seinallee und Rosa-Luxemburg-Straße. Wir fuhren an Fachwerkhäusern vorbei mit Beschriftungen wie “Amtsgericht” und “Biergarten” und fragten uns wo wir hier gelandet sind. Mit unserem deutschen Kennzeichen können wir uns auch schlecht tarnen und wurden an nur einem Nachmittag mehrmals deutsch angesprochen. Deutsche mit einer Winterresidenz hier im Ort, ausgewanderte Deutsche und Menschen, die hier geboren sind, jedoch die Sprache von ihren Vorfahren gelernt hatten. Der Kolonialismus hat hier dicke Spuren hinterlassen und wir kamen aus dem Staunen gar nicht mehr raus. An den Türen stand “drücken” und “ziehen” und auf den Schiefertafeln vor den Restaurants standen Gerichte wie “Frankfurter Würstchen” “Rindsgulasch” und “Kartoffelsalat”. Und das alles im englisch sprachigem Namibia. Auch sonst war Swakopmund völlig anders als alle Städte in Afrika. Die kleinen bunten Häuschen hatten rote Ziegeln, eine Hausnummer, einen gemähten Rasen im Vorgarten, es gab einen rot-weiß-gestreiften Leuchtturm und Uhren in Kreiseln. Die Straßen waren aufgeräumt, es gibt Mülltonnen… Alles wie in Deutschland - bis auf das gute Wetter und den Linksverkehr.
Ein Mann beschrieb Namibia mit “Afrika light - für Afrika Anfänger”. Könnte man schon so sagen. Ein Mischmasch zwischen afrikanischen Landschaften und Teilen deutscher Kultur, europäischen Restaurants und den schönsten Unterkünften, auch wenn wir diese nur von außen bestaunten. Aber auch für “Wildcamper” wie uns ist Namibia aufgrund seiner sehr spartanischen Besiedlung und der weitläufigen, abwechslungsreichen Landschaften ein absoluter Traum!
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