Marrakesch Mafia
- Alina Kraft
- 16. Juli 2023
- 3 Min. Lesezeit
Marrakesch - eine Stadt, welche mich überraschte, teilweise verzauberte und andererseits unheimlich genervt hat! Wenn wir schonmal in Marokko sind, müssen wir uns wenigstens Marrakesh mal ansehen dachten wir uns. Und da es sehr schwierig ist in der Umgebung frei zu stehen und wir seit über 2 Monaten weder einen Campingplatz, noch eine Unterkunft besucht hatten, entschieden wir uns 5 Tage in einem Riad zu verbringen. Dieses lag direkt in der Medina, dem Herzen Marrakeschs. Und dabei nervte uns der Weg in die Stadt schon enorm! Wir peilten unseren vorher ausfindig gemachten Parkplatz an. Es sollte der sicherste in der Innenstadt sein, überwacht hinter dicken Toren. Wir waren fast da, als wir von 4 jungen Männern drauf hingewiesen wurden, dass die Straße gesperrt sei. Wir glaubten ihnen nicht, doch sie hielten sich am Auto fest und schlugen gegen die Scheiben. Also hielten wir an. Als wenig später ein Auto mit marokkanischem Kennzeichen an uns vorbei in diese Straße fuhr, machten wir die Fenster zu und fuhren hinterher. Der Typ rannte neben uns her, klopfte an die Scheibe und begleitete uns bis zum Parkplatz. Dort sprach er mit dem Parkwächter und auf einmal sollte der Parkplatz 6 anstatt 4 Euro die Nacht kosten. Ich war genervt. Auf die Spitze trieb er es, als er uns dann auf sehr unfreundliche Art und Weise darauf hinwies, ihm jetzt 10 Euro zu bezahlen - er hätte uns ja den Parkplatz gezeigt. Er folgte uns auf dem Weg zu unserem Riad und redete laut auf uns ein, wieso wir ihn nicht bezahlen würden. Leider beschreibt diese Story die nachfolgenden Tage in Marrakesch sehr gut.

Die Menschen hier sind viel aufdringlicher und frecher, als wir es bisher in Städten Marokkos erlebten. Mir machte es keinen Spaß hier einzukaufen. Der Konkurrenzkampf der Händler in den Souks treibt sie zu vollkommen überhöhten Preisen, welche sie auf aggressive Art und Weise durchsetzen. Es war überwältigend durch die Medina zu laufen. Menschenmassen drängten sich durch die kleinen verwinkelten Gassen, Motorräder hupten und bahnten sich ebenfalls einen Weg durch das Gedränge. Shopbesitzer tippten mich an und zogen mich förmlich in ihre Souks, um mir Lampen, Teppiche oder Gewürze zu zeigen. Die Luft war dick bei 44 Grad und den ganzen Abgasen und ich empfand es als sehr anstrengend.
Dennoch genossen wir die turbulenten Abende in Marrakesch. Viele Leute tanzten neben Straßenmusikern. Menschentrauben bildeten sich drumherum. Viele Stände mit typischem Streetfood wurden aufgebaut und gut besucht von Touristen und Einheimischen. Auf der Suche nach Geschichte und orientalischem Flair besuchte ich neben der alten Koranschule noch weitere angepriesene Attraktionen, welche aufgrund des klebrigen Trubels jedoch nicht viel hermachten. Ich möchte Marrakesh keineswegs schlecht reden und vor allem für Shoppingqueens und hartnäckige freudig verhandelnde Menschen ist es vielleicht genau das Richtige. Ich jedoch hatte es satt immerzu schmierig angequatscht zu werden und mich begleitete das Gefühl, dass hinter jeder Ecke der nächste Schlingel wartete, um mir seine Waren zu Wucherpreisen anzubieten. Marrakesh ist halt das wichtigste Touristenziel Marokkos und daher auch der Ort, an dem viele Marokkaner versuchen durch Touri-Abzocke schnell reich zu werden. Sogar Marokkaner nennen die Stadt “Marrakesch- Arnakech”, was soviel wie “Marrakesh Mafia” bedeutet. Trotz des wachsenden Touristensektors lebt ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung Marrakeschs in Armut. Besonders in den Vororten sind die Lebensbedingungen oft schwierig und der Kontrast zu den wohlhabenderen Touristenvierteln ist riesig. Bettelnde Frauen in Burkas, teilweise mit kleinen Kindern saßen von morgens bis in die Nacht am Straßenrand oder in der Medina und machen die traurige Realität vieler Menschen sichtbar.
Umso dankbarer waren wir für unser schönes Riad Yenna, welches für uns zu einer echten Wohlfühloase in diesem ganzen Trubel wurde. Hier verbrachten wir viel Zeit und hatten super nette Gespräche mit dem Besitzer, welcher uns von seinen Erlebnissen und Erfahrungen berichtete, als er aus den Bergen hierher zog um zu studieren. Es ging ihm wie uns und wahrscheinlich wie vielen Menschen, die Marrakesch besuchen. :)
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