Marokko - anders als erwartet
- Alina Kraft
- 23. Juni 2023
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 13. März 2024

Schon jetzt ist Marokko für mich das Land der Kontraste und unterschiedlichen Gesichter. Die sozialen Unterschiede der marokkanischen Gesellschaft sind riesig und überall gegenwärtig.
Gar nicht weit entfernt von schicken Badeorten oder Städten wie Rabat und Casablanca zeigt Marokko ein anderes Gesicht: Hier herrscht Armut, Mittellosigkeit, ich würde aus meiner Perspektive sagen - Elend. In den kleinen Dörfern verirren sich wohl selten Touristen, zumindest kann man dies aus den Blicken der Menschen interpretieren. Hier fehlt es an jeglicher Infrastruktur. Anstatt Straßen verbinden Schotterwege die Dörfer. Auch die medizinische Versorgung lässt zu wüschen übrig. Der Großteil der Ärzte befindet sich in Großstädten, daher haben Menschen aus ländlichen Gegenden keinen Zugang. Darüberhinaus können sie sich keine teueren Arztbesuche, geschweige denn Zahnarztbesuche leisten. Das gleiche gilt für Bildung und Arbeit, sogar für Wasser, Elektizität und Nahrung- über die Hälfte der Kinder in Marokko wird nicht eingeschult und rund 60 bis 70 Prozent der Menschen in ländlichen Regionen sind Analphabeten - darunter vor allem Frauen.
Klar - ich bin auf dem afrikanischen Kontinent, aber von Marokko “einem Land, welches sehr westlich geprägt sein soll” habe ich das irgendwie nicht erwartet.
Es gibt Bestrebungen diese Kluft zwischen Armut und Reichtum zu verringern und allen Menschen die Zugänge zu lebenswichtigen Gütern zu erleichtern. 2011 versprach der König, welcher sich gerne “König der Armen” nennen lässt, eine Verbesserung der Umstände. Ob sich etwas geändert kann ich nicht beurteilen. Nur komisch, dass so ein “Armenkönig” einer der reichsten Könige weltweit ist… Auf jeden Fall wird die soziale Kluft stetig größer. Ein Mann erzählte uns, dass ein kleines Grundstück Kenitras (einer Stadt vor Rabat) für 3 Mio. Euro verkauft wurde. Das jährliche Pro-Kopf-Einkommen hier liegt dabei knapp unter 1500 Euro.
Die Häuser der dörflichen Siedlungen würde ich als Baracken aus Wellblech und Plastikplanen beschrieben. Manche Siedlungen bestehen aber auch aus Garagen und Hütten aus Steinen und Lehm. Dazwischen endlos viel Müll, alte Reifen und Klamotten. Kinder durchsuchen diese Müllhalden nach Dingen, die sie brauchen oder verkaufen können. Unbrauchbares wird angezündet und schwarze Qualmwolken ziehen an den Scheiben unseres Autos vorbei.
Nicht immer sind diese Siedlungen ausgelagert. Sie koexistieren in unmittelbarer Nachbarschaft neben gutbürgerlichen Wohnvierteln in Städten wie Casablanca oder Rabat. In Casablanca steht einer der weltweit größten Tempel, welcher als Geschenk des marokkanischen Volkes für den König Hassan 2 errichtet wurde. Die Moschee ist riesig, prunkvoll, künstlerisch - einfach gigantisch! Errichtet wurde sie von Steuern und Zwangsgeldern des marokkanischen Volkes, was für viel Kritik sorgte. Dennoch scheinen die Menschen in Casablanca sehr stolz über dieses Bauwerk zu sein. Direkt daneben siedeln Menschen in Slums und bittere Armut und verschwenderischer Reichtum liegen direkt beieinander.
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