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Die eindrucksvolle Geschichte der Westsahara

  • Autorenbild: Alina Kraft
    Alina Kraft
  • 13. Aug. 2023
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 13. März 2024

Auf der Karte ist die Westsahara durch eine gestrichelte Linie vom marokkanischen Staatsgebiet getrennt.

Was bedeutet das? Marokko beansprucht die Westsahara als Teil seines Staatsgebietes, während die Unabhängigkeitsbewegung der Einwohner der Sahrauis, die Westsahara als eigene Nation namens “Sahara Arabische Demokratische Republik” (SADR) ansieht.

Das Gebiet der Westsahara ist das letzte koloniale Gebiet Afrikas.

Früher war das Gebiet eine Kolonie Spaniens. Als Spanien auszog und die Westsahara ein unabhängiger Staat werden sollte, stellte Marokko Ansprüche an das Gebiet. Diese wurden geprüft und abgelehnt. Der damalige König Hassan II (kennen wir schon) veranstaltete kurz darauf im Jahr 1975 den “grünen Marsch”, bei welchem das marokkanische Volk mit ihm in die Westsahara zog und sich Gebiete aneignete. Ein Bürgerkrieg begann, dauerte 15 Jahre lang an und kostete sehr viele Menschenleben. Viele Einwohner der Sahara (60-80 Tausend) fliehen nach Anschlägen, u.a. in Flüchtlingscamps nach Algerien.

Die traurige Wahrheit: Seit 1991 ist die gesamte demokratische Republik Sahara begrenzt auf 6 Flüchtlingscamps im Westen Algeriens, in welchen heute die 3. Generation an Geflüchteten heranwächst. Dort leben und warten 175.000 Sahrauis unter härtesten Bedingungen ohne jegliche Perspektive. Die Menschen organisieren Demonstrationen, Hungerstreiks und Sitzstreiks um für ihre Freiheit und Unabhängigkeit zu kämpfen. Trotzdem wissen die Menschen hiervon nichts. Die Aufruhen werden nicht gehört, brutal niedergeschlagen und von den Medien vertuscht.

Wir trafen Sahrauis, welche uns Bilder von Demonstrationen zeigten, an denen sie sich beteiligten. Sie kämpfen unbewaffnet für Frieden und Freiheit. Ich fragte nach ihrem Verhältnis zu den Menschen Marokkos: Sie seien alle Brüder des Islam und miteinander verbunden. Gegen die marokkanische Bevölkerung richten sie sich nicht.

Der Status des Gebiets ist nach wie vor ungeklärt. Momentan werden 2/3 der Westsahara von Marokko (siehe Karte: rot) besetzt. Lediglich das verbleibende Drittel im Osten (siehe Karte: grün) an der mauretanischen Grenze steht aktuell den Bewohnern der Sahara, den Sahrauis zu.


Beim Gedanken an die Sahrauis werde ich mich immer an die herzliche Gastfreundschaft erinnern, welche wir hier erfahren durften: Eines Abends trafen wir 2 Männer in einem verlassenen Hotel. Sie waren dabei ihr Abendbrot zuzubereiten und wir wurden eingeladen uns zu ihnen zu gesellen. Traditionell gibt es angerührte Milch mit Joghurt und Zucker und den typischen aufwendigen Sahara-Tee mit Schaumkrone. Es wurde auf Holzkohle Fleisch gegrillt und mit Brot serviert - nachts um halb 1. Sie kamen uns von diesem Tag an jeden Abend an unserem Stellplatz besuchen. Ich bekam eine traditionelle Kleidung namens “Melfhe” bestehend aus einem geknüpftem Tuch und einem Kopftuch. Die Sprachbarrieren hinderten uns nicht daran uns über Kulturen, Traditionen, Musik und das Leben auszutauschen.

Bis heute leben aufgrund der Wüstenlandschaft und historischer Lebensweise viele Sahrauis nomadisch und ziehen mit ihren Herden von Ort zu Ort. Die beiden Männer arbeiten als Fischer und ziehen nachts gegen halb 2 los um Oktopusse zu fischen. Einer der beiden ist Dichter, Musiker und Journalist und legt viel daran die Geschichte der Sahara und die Bemühungen seiner Brüder in Algerien zu verbreiten.




Von der marokkanischen Grenze im Norden bis zur Mauretanischen im Süden fuhren wir knapp 900 km auf einer großen und gut asphaltierten Straße. Größere Städte gibt es nicht. Die Landschaften sind karg, scheinbar endlos, ewig weit und unberührt. Tagelang sahen wir großflächige sandige und steinige Böden. In manchen Gegenden formieren sich Sanddünen und Hügellandschaften, welche ihre verschiedensten Farbtöne und Nuancen veränderten, je nachdem wie das Licht auf die Landschaft fällt. Es entsteht eine Atmosphäre, die fasziniert und sich doch verändert, wenn man genau hinsieht.

Die Straße verläuft an der Küste des Atlantiks, welche sich durch eine Mischung aus Sandstränden, felsigen Klippen und malerischen Buchten auszeichnet. Die Landschaft variiert an der Küste stark, wodurch immer wieder neue beeindruckende Kulissen entstehen.



Ich bin in die Westsahara mit der Einstellung gefahren, dass es sehr eintönige lange Fahrtage ohne Kontakt zu anderen Menschen werden würden. Jetzt bin ich fasziniert von diesem Land, den herzlichen Menschen und ihrer überwältigenden Gastfreundschaft. Wüstenlandschaften sind weder eintönig, noch langweilig. Sie laden zu genauerem hinsehen ein und schaffen beeindruckende Momente.

Mich beeindruckt die Geschichte und der Freiheitsgeist der Sahrauis und ich bin gespannt wann die letzte Kolonie Afrikas unabhängig sein wird.






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