Die Berber Marokkos
- Alina Kraft
- 29. Juni 2023
- 3 Min. Lesezeit
Marokko fasziniert durch seine Vielfältigkeit. Nicht nur die soziale Schere ist riesig, sondern auch die Bevölkerung an sich unterscheidet sich in diesem Land. Während die Araber einen Großteil der Bevölkerung ausmachen, sind die Berber eine bedeutende ethnische Gruppe mit einer reichen Geschichte und Kultur. Sie unterscheiden sich grundlegend in ihrer Abstammung. Dennoch sind sie eng miteinander verflochten, teilen dieselbe Religion und prägen das einzigartige Gesicht Marokkos. In diesem Blogeintrag möchte ich meine Eindrücke zum Zusammenleben und dem Lebensstil der Berber und Araber in Marokko mit euch teilen. Über die Existenz der Berber wusste ich bisher noch nichts. Mich wunderte nur die unterschiedliche Kleidung und die Rolle der Frau bei den Menschen in Bergen. Die Berber haben ihre Wurzeln in Nordafrika und bilden somit die “ursprünglichen Bewohner” Marokkos. Viele Menschen, denen wir begegnen erzählen uns, dass sie Berber seien. Ich denke also, dass sie stolz über ihre Herkunft sind. Sie sprechen Tamazight, bzw. Berberisch und besitzen eine eigene Sprache und Zeichenschrift. Erst 2011 wurde die Sprache als offizielle Amtssprache wieder eingeführt als Zeichen und Sichtbarmachung dieser Bevölkerungsgruppe. Wir treffen die Berber in den ländlichen Gebieten des Rifgebirges und vor allem im Atlasgebirge an, wo sie in kleinen und engen Gemeinschaften leben. Die Berber und die Araber leben heute in friedlicher Koexistenz miteinander. Unter der Herrschaft des Königs Hassan II war dies anders - er verwehrte den Berbern den Zugang zum modernen, zivilisierten Leben. Bis heute ist der Lebensstil sehr ursprünglich. Nicht alle kleinen Dörfer aus Stein- und Lehmhütten besitzen einen Zugang zu Elektrizität und fließendem Wasser. Das Leben der Berber geschieht im Einklang mit der Natur. Die meisten sind als Landwirte, Hirten und Handwerker tätig. Vor allem die Herstellung der bunten Teppiche wird von Einheimischen und Touristen sehr geschätzt. Ein riesiger Unterschied zur arabischen Kultur, welche durch die Städte repräsentiert wird, ist die Rolle der Frau. Diese ist bei den Berbern weitaus fortschrittlicher. Frauen dürfen sich zum Beispiel von sich aus scheiden lassen und partizipieren am kulturellen Leben, der Kunst und traditionellen Musik. Das Gesicht müssen sie nicht verschleiern und auch der Kleidungsstil unterschiedet sich stark von dem der arabischen Frauen. Sie tragen sehr bunte, gemusterte Stoffe, welche etwas sehr positives ausstrahlen. Auf dem Weg in die Todgha-Schlucht trugen viele Frauen weiße Spitzenstoffe und traditionelle Tätowierungen im Gesicht. Im Gegensatz dazu sehen wir in den arabisch geprägten Städten vorwiegend Männer und Jungs auf den Straßen. Sie sitzen in Restaurants und Kaffees, in Parks, sind mit Rollern oder Autos unterwegs und arbeiten. Selten sehen wir Frauen, welche sich treffen, ausgehen oder auf dem Markt arbeiten. Ein Mann aus Marrakesh berichtet uns, dass seine Frau zwar Architektur studierte, jedoch nicht arbeitet. Sein Geld würde reichen und er würde nicht wollen, dass sie umgeben von vielen Männern ist. Natürlich gibt es auch Familien mit moderneren Rollenbildern, dennoch spricht das Bild für sich, wenn wir eine ganze Stadt durchqueren und auf ca. 300 Männern 2 Frauen sehen… Die Araber bilden die weitaus größere Gruppe in Marokko. Sie wanderten vor vielen Jahrhunderten aus dem nahen Osten ein und brachten die arabische Sprache und den Islam nach Marokko. Sie sind weniger in der Landwirtschaft tätig, sondern im Handel, Handwerk und Dienstleistungen. Vor allem die Tischlereikunst beeindruckte uns. Mit Hammer und Meißel sahen wir wie wundervolle Verzierungen in einen Türbogen geschlagen wurden. Auch die marokkanische Küche ist arabisch geprägt und kombiniert unterschiedlichste Aromen. Beispiele für die dafür sind der Minztee, Couscous und Tajine. Mittlerweile vermischen sich die Kulturen und sind für mich nicht immer auseinanderzuhalten. Die jüngeren Generationen der Berber lernen zum Teil nur noch die arabische Schrift und wandern in die Städte oder in andere Länder aus, um ein moderneres Leben zu führen. Ich finde das ursprüngliche Leben der Berber sehr interessant und vor allem in der traumhaften Kulisse des Atlasgebirges höchst eindrucksvoll. Dennoch kann ich gut nachvollziehen wieso viele Menschen diesem altertümlichen Leben entfliehen um in eine chancenreichere Zukunft zu blicken.











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